Berichte von 01/2020

Mittwoch, 22.01.2020

¡Ciao, Vigo!

So schnell sind die letzten paar Wochen vergangen und ich musste mich von Vigo verabschieden. Am 22. Januar ging mein Rückflug nach Deutschland und damit sind nun auch die cinco meses en Vigo vorbei. Ich hatte noch eine wunderbare Zeit dort mit erstaunlich viel Sonne und nur einem Regentag - eine wirklich gute Quote für Vigo, wie ich es kennengelernt habe. Das gute Wetter hat es nochmal extrem vereinfacht, die letzte Zeit in Spanien maximal zu genießen. Ich bin zwar letztendlich weniger gereist, als ursprünglich angedacht, aber das war völlig ok so. Am Ende hatte ich das Gefühl, erstmal genug vom Reisen zu haben und einfach nur noch Vigo genießen zu wollen. Zusammen mit ein paar kleineren Ausflügen in der Gegend war das auch die perfekte Kombi. Hier ein Einblick in meine letzten kleinen Galicien-Trips:

12.01.2020: Ausflug mit meiner Gastmama, ihrem Freund, ihrer besten Freundin und meiner Freundin Anna

-Ribeira Sacra:

normalerweise, d.h. ohne Nebel, sähe es dort so aus: https://www.lavanguardia.com/r/GODO/LV/p6/WebSite/2019/08/15/Recortada/img_lbernaus_20190815-103144_imagenes_lv_terceros_istock-615525028-ksQE-U464093544047IoE-992x558@LaVanguardia-Web.jpg 

bei uns sah es jedoch so aus, sehr neblig aber trotzdem schön: 

-eine alte Kloster-Ruine, das Monasterio de Santa Cristina:

-das Dörfchen Allariz:

 

19.01.2020: Mini-Ausflug nach Cangas mit der gleichen Truppe

-Aussicht auf die Puente de Rande von der gegenüberliegenden Seite (quasi gegenüber von der Mejor Banco del Mundo):

-Sonnenuntergang am Aussichtspunkt La Caracola (dt. Meeresschnecke):

Das Highlight dieses Ausfluges war, dass wir beim Sonnenuntergang gucken völlig unerwartet ganz viele Delfine, bzw. Golfiños, wie man sie hier nennt, beobachten konnten. Das war ein unfassbar tolles Erlebnis und hat diesen letzten Ausflug nochmal zu einem ganz besonderen gemacht.

Und, das war für mich das Allerwichtigste, wir haben unser geliebtes Vigo und seine schönen Orte und Möglichkeiten nochmal in vollen Zügen genossen. Ein letzter Strandbesuch, ein entspannter Stadtbummel, diverse Hafenspaziergänge, Besuche in unseren Lieblingscafés und -bars, natürlich ganz viel Kaffee, leckere Abschieds-Tapas und ein paar Gläser Albariño (das ist unser Lieblings-Vino Blanco aus Galicien). Den Besitzern unserer allerliebsten Stammbar haben wir ein kleines Abschiedsgeschenk gemacht und daraufhin sogar eine Erinnerungs-CD, eine Runde Getränke und ganz viel gute Musik geschenkt bekommen. Ein perfekter letzter Abend in Vigo!

 

Nach all diesen schönen letzten Tagen kam dann aber leider der unvermeidbare und sehr traurige Abschied. Auch, wenn ich mich natürlich wieder auf zuhause gefreut habe, hätte ich noch viel länger in Vigo bleiben können. Die Zeit dort war einfach unglaublich schön, bereichernd und besonders. Es ist mir wirklich schwer gefallen, das Leben, das ich mir dort aufgebaut habe, zurückzulassen. Sowohl die Leute, das spanische Lebensgefühl, und der Kontakt zur Sprache, als auch die Stadt selbst fehlen mir schon jetzt ganz schön. Aber ich bin unheimlich froh und dankbar für all die tollen Reisen, Eindrücke und Erfahrungen, die ich in den letzten fünf Monaten sammeln durfte und bin mir mehr als sicher, dass ich wiederkommen werde. Mit meiner Gastmama werde ich vielleicht auch noch eine Reise nach Lissabon oder Andalusien machen. Es dauert sicher noch ein Weilchen, bis ich realisiere, dass ich jetzt wirklich wieder fest in Deutschland bin und nicht so schnell wieder in Spanien sein und leben werde, aber alles Schöne hat nunmal auch irgendwann ein Ende und ich verlasse dieses Auslandssemester mit ganz viel Glücklichkeit und tollen Erinnerungen, die mir für immer bleiben. 

An dieser Stelle vielen Dank an alle, die mein kleines Abenteuer hier so treu verfolgt und sich für meine Zeit in Spanien interessiert haben. Ich hoffe, ihr habt meine oft sehr ausschweifenden Texte gerne gelesen und habt so einen kleinen Eindruck von dem bekommen, was ich das letzte halbe Jahr so alles erlebt habe.

Saludos y abrazos,

Raika 💕

 

Dienstag, 07.01.2020

Mein 22. Geburtstag in Vigo

Dieses Jahr habe ich meinen Geburtstag mal ganz weit weg von zuhause verbracht. Anfangs war ich beim Gedanken an diesen Tag ohne Familie und Freunde von zuhause (und auch meine engsten Vigo-Freunde waren alle schon weg) ein bisschen skeptisch, aber letztendlich war es ein richtig schöner Tag und alles ist relativ spontan, aber super gut gelaufen. Ich habe mir ein paar Leute und Freunde  "zusammengesammelt" (ein Italiener und zwei Deutsche), um mit ihnen bei einer Wanderung zu einem wunderschönen Aussichtspunkt das gute Wetter zu genießen. Normalerweise kann man an meinem Geburtstag ziemlich sicher mit schlechtem Wetter rechnen, aber dieses Jahr hatte ich großes Glück - Sonne, blauer Himmel und angenehme Temperaturen. Allein dafür hat es sich schon gelohnt, den Tag in Spanien zu verbringen. Nach der Wanderung und guten zwei Stunden Sonne tanken auf dem Aussichtspunkt waren wir noch Kaffee trinken, ein Stück Pizza auf die Hand snacken, Sonnenuntergang gucken, haben zusammen gekocht und gegessen und waren abschließend noch mit ein paar anderen Erasmus-Leuten in einer Bar. Hier ein paar Eindrücke:

Angekommen bei der "Mejor banco del mundo" (= die beste Bank der Welt):

Café con leche in der Nachmittagssonne:

Sonnenuntergang auf dem Dach des Einkaufszentrums am Hafen:

Italienischer Koch-Abend mit zwei Freunden in unserer Wohnung:

Geburtstagsgruß von meiner Gastmama an meinem Badezimmerspiegel: "Feliz cumpleaños"

Ganz lieben Dank nochmal für alle lieben Anrufe, Nachrichten und Glückwünsche! 

Sonntag, 05.01.2020

¡Fiesta, fiesta! - Die Cabalgata und die Reyes Magos

Nach den Feiertagen, einer sehr schönen Woche Heimaturlaub und einem etwas anderen Silvester in Vigo habe ich hier auch den Drei Königstag miterleben können - der wichtigste Feiertag des ganzen Jahres in Spanien. Hier nennt man ihn den "Día de los Reyes Magos", was glaube ich soviel heißt wie der "Tag der weisen/ magischen Könige".  Obwohl das offizielle Datum ja der 6. Januar ist, fanden die ganzen Feierlichkeiten hier aus irgendeinem Grund schon am Tag davor statt. Ich hatte vorher schon gehört, dass es eine Art Umzug mit den verkleideten Königen geben soll (die sogenannte „Cabalgata“) und dachte, das kann man sich ja mal anschauen, denn schließlich gehört dieses Fest unverzichtbar zur spanischen Kultur und wird anscheinend größer gefeiert als Weihnachten selbst. 

Als wir am 5. dann aber auf dem Weg dorthin die Menschenmassen gesehen haben, haben wir uns schon gefragt, was da auf uns zukommen wird. Wenn man, so wie wir, komplett ohne Erwartungen dorthin gegangen ist, konnte man eigentlich nur überrascht werden, denn es handelte sich bei dem Umzug um eine Riesenparade mit überladenen und blinkenden LKWs als Wagen (ähnlich wie Karnevalswagen), ganz viel lauter Musik und einer Menge verkleideter, Bonbon werfender Kinder. Durch die ganzen Weihnachtssongs ist wieder richtig Stimmung aufgekommen. Ich hätte mir das ganze jedoch etwas religiöser aufgezogen vorgestellt, denn die drei Könige sind bloß auf jeweils einem eigenen prunkvollen Wagen vorbeigefahren, haben gewunken und sich feiern lassen, und das wars auch eigentlich schon. Der Rest war eher eine „allgemeine“ Party, das können die Spanier ja ziemlich gut. Neben Weihnachtswichteln und Reitern sind auch einige Gestalten mitgezogen, die man zunächst nicht unbedingt dem Drei Königstag zuordnen würde: Schlümpfe auf Fahrrädern, Riesen-Minions, der Pink Panther, Dumbo in Überdimension und ein paar merkwürdige Gefährte, alle aus Luftballons bestehend. Natürlich hat sich auch der Bürgermeister wieder blicken lassen und seine Prominenz genossen. 

Das Ganze ging über eine Stunde lang und sowohl die Straßen als auch die Balkone waren voller Menschen, die dieses Event übermäßig zelebriert haben. Allein das war schon ein lustiger Anblick und generell haben wir sehr viel gelacht über das, was sich dort abgespielt hat. Ich würde sagen, man muss es gesehen haben um eine Vorstellung von dieser „locura“ (Verrücktheit) zu bekommen. Daher hier mal wieder ein paar Fotos:

 

Samstag, 04.01.2020

Von Pontevedra nach Combarro

Hier nun mal wieder ein etwas verspäteter Eintrag:

Am 4.Januar sind wir für einen kleinen Ausflug nach Pontevedra gefahren, eine kleine Stadt in der gleichnamigen Provinz hier in Galicien. Hauptgrund dafür war vor allem das fantastische Wetter, denn seitdem ich wieder zurück in Vigo bin, scheint fast täglich die Sonne und das muss man natürlich ausnutzen - vor allem wenn man mal einen Blick auf den deutschen Wetterbericht wirft... Nach der 13-minütigen Zugfahrt haben wir uns erstmal zu Fuß ins Stadtzentrum vorgearbeitet, sind am Río Lérez entlang gelaufen und haben die schöne Altstadt erkundet, die zusammen mit Santiago de Compostela zu den wichtigsten und wohl auch schönsten Altstädten Galiciens zählt. Anschließend gab es dann noch einen Café con leche in einem schönen Café draußen in der Sonne. Zwischendurch saßen wir dort in T-Shirt und mit Sonnenbrille und da habe ich wieder gemerkt, dass es allein schon aufgrund des Wetters die beste Entscheidung war, nach Weihnachten wieder zurück nach Spanien zu fliegen. 

Von Pontevedra haben wir uns dann zu Fuß auf den Weg nach Combarro gemacht. Combarro ist ein kleines, sehr idyllisches, aber mittlerweile auch touristisch gewordenes Fischerdorf, das ich auch schon auf einem meiner Roadtrips besucht habe. Bei der Planung des Ausflugs haben wir zufällig auf der Karte gesehen, dass es nur ca. 7km von Pontevedra entfernt liegt und uns vorgenommen, an der Küste entlang dorthin zu wandern. Das war auch eine sehr gute Idee, denn am Ende des Tages war der Weg von A nach B mit das Schönste am Tag. Wir sind durch viele kleine Dörfer gelaufen, wo man außer ein paar Hunden und Schafherden nur vereinzelte Senioren gesehen hat, die uns angeguckt haben, wie Autos. Das Beste waren aber die Küstenstrecken und Strände, denn dort hat man wieder richtig viel Sonne tanken und die Natur genießen können. 

Am Ziel angekommen haben wir uns dann Combarro angeguckt. Das Dorf ist sehr überschaubar, voller enger, niedicher Gassen, Restaurants und Horreos. So nennt man die Steinhütten auf Stelzen, die man hier in der Gegend abseits der Stadtzentren überall sehen kann und in denen man früher Lebensmittelvorräte gelagert hat. Danach haben wir uns in einer Bar ein Calamares-Bocadillo bestellt und die letzten Sonnenstrahlen genossen. Dort haben wir auch schonmal einen kleinen Vorgeschmack auf das Drei Könige-Spektakel bekommen, denn auf einmal kamen drei Autos angefahren, in denen jeweils ein verkleideter König saß und aus dem Fenster gewunken hat. Dann sind alle Kinder, die schon auf dem kleinen Hauptplatz am Hafen gewartet hatten, wie Bekloppte in die Mitte gerannnt und haben sich mit Bonbons bewerfen lassen und für Fotos angestanden, alles begleitet von merkwürdiger Musik, die aus einem alten Lautsprecher auf dem Dach eines Autos kam, das dort seine Runden drehte. Das war mal wieder ein interessanter und leicht verrückter Einblick in die spanische Kultur. 

Wir haben dann noch den Sonnenuntergang am Wasser geguckt und uns dann langsam auf den Weg zur Busstation gemacht. Allerdings kam kein Bus und trotz mehrfacher Nachfragen über die korrekte Haltestelle mussten wir eine gefühlte Ewigkeit in der Kälte warten. Sobald die Sonne weg war wurde es dann nämlich verdammt kalt und ich war nach einer Stunde draußen herumstehen ziemlich durchgefroren. Als wir gemerkt haben, dass wohl anscheinend kein Bus mehr kommt, haben wir ein Taxi bestellt, das uns zurück nach Pontevedra gebracht hat, von wo aus wir dann mit dem Bus nach Vigo fahren konnten. So sind wir dann mit kalten Füßen und nach fast 20km Fußmarsch wieder zuhause angekommen und hatten mal wieder einen sehr gut verbrachten Tag im schönen Galicien.