Samstag, 14.09.2019

Tagestrip nach Santiago de Compostela

Neues Wochenende, neue Ausflüge! Diesen Samstag ging es für mich nach Santiago de Compostela, das Ziel vieler Pilger und Jakobsweg-Wanderer. Diesmal haben wir den Trip jedoch als kleine Gruppe (5 Deutsche und 1 Tscheche) organisiert, was in Abwechslung zu all den großen Gruppenaktionen auch mal schön war. Mit dem Zug braucht man von Vigo aus optimalerweise nur 50 Minuten und die Fahrt war sehr unkompliziert und ohne Dramen (wie wenig ich die DB vermisse...). Das Schöne war, dass wir ziemlich planlos losgefahren sind  (abgesehen von ein paar Insidertipps meiner lieben Freundin Laura). Da wir wussten, dass Santiago relativ klein ist und jederzeit die Chance eines zweiten Besuchs besteht, haben wir uns keinen Sightseeing-Stress gemacht und uns einfach nach Lust und Laune treiben lassen. Das war auch genau richtig so!

So haben wir zunächst die Altstadt und einen wahnsinnig tollen Markt entdeckt. Die Vielfalt an Farben und Gerüchen von frischem Obst, Gemüse, Gewürzen, Fisch und Käse war so beeindruckend, dass wir alle erstmal total geflasht waren und eine ganze Weile darüber flaniert sind. In der Altstadt durfte natürlich die berühmte Kathedrale nicht fehlen, die eines der Wahrzeichen bzw. das Hauptwahrzeichen der Region Galizien ist. Der Vorplatz war riesig und voller Menschen. Viele davon in Sportklamotten und mit Rucksäcken und Wanderstöcken, jedoch im perfekten Kontrast dazu auch einige schicke Hochzeitsgäste. Ich hätte jedoch nicht erwartet, dass die Stadt um diese Jahreszeit noch SO touristisch ist. An jeder Ecke waren Wanderer zu sehen und an jeder zweiten Souvenirshops mit religiösen Mitbringseln, Postkarten und Jakobsmuscheln zu finden. Doch das hat natürlich auch für eine sehr bunte und lebendige Atmosphäre gesorgt. Und wir haben an diesem Tag noch ein ganz besonderes Highlight erlebt: Auf einem kleinen Marktplatz in der Altstadt haben wir an einem Bücherstand gestöbert und auf einmal ging Musik an, ein paar einzelne Leute fingen an zu tanzen, weitere kamen dazu und auf einmal war ein Flashmob in vollem Gange. Ich habe so etwas noch nie vorher erlebt und es hat so viel Spaß gemacht, zuzugucken, wie auf einmal schwer bepackte Wanderer in die Mitte springen, um just for fun mit Fremden abzutanzen. Zwar gibt es so etwas in Deutschland sicher auch, aber in dieser Situation hat man wieder so sehr diesen fröhlichen, spanischen Lifestyle gespürt, den ich seit meiner Ankunft hier bewundere und genieße. Das war für uns alle ein richtiger kleiner “Glückslächelmoment”. Beim zweiten Lied hat sich dann auch der Großteil unserer Gruppe den Tänzern angeschlossen (In etwa mit den Worten "Fuck it, just do it!") und die sehr amüsante Choreographie mitgetanzt (mit Bewegungen und Figuren wie z.B. dem Flugzeug, der Ballerina, Beyoncé, etc.). Ich habe sowas noch nie gemacht und weiß nicht, ob ich in Deutschland meine Komfortzone in einer solchen Situation verlassen hätte, aber ich denke, für genau solche Erfahrungen (u.a.) mache ich das alles und wir hatten eine Menge Spaß! Auf den Flashmob folgte dann noch eine sehr dramatische Tanzdarbietung der Tänzergruppe, die die lustige Stimmung etwas gebremst hat. Daher sind wir dann weitergezogen und haben uns in ein Café gesetzt und uns mit einem kalten Getränk und ein paar gratis Tapas gestärkt. Danach ging es in den nahegelegenen Parque Alameda, einen riesigen Park mit Grünflächen, Spazierwegen, Waldstücken und ein paar lustigen Sportgeräten. Der nächste Stop war eine relativ edle Eisdiele mit extrem gutem Kokos-Eis. Nach diesem kleinen Snack sind wir weiter durch ein paar Wohngegenden und in Richtung eines anderen Parks gezogen und hatten zwischenzeitlich eine tolle Sicht auf die Kathedrale, ein paar Palmen und die Dächer von Santiago. Wir waren wirklich begeistert von der Stadt und ihren besonderen Details, z.B. dem Dudelsackspieler im Park (Galizien ist vielerorts noch keltisch geprägt). So sind wir dann mit vielen schönen Eindrücken, ein paar Postkarten im Gepäck und völlig erschöpft von der Hitze in den Zug zurück gestiegen. Dort hatten wir noch eine sehr coole Unterhaltung mit einem Spanier, der neben uns saß und sich ausführlich für unsere Herkunft und unseren Musikgeschmack interessiert hat. Solche Alltagssituationen in einem anderen Land zu erleben, macht wirklich Spaß. Als wir dann wieder in Vigo angekommen sind, habe ich mich sehr gefreut, zurück zu sein und ein kleines Gefühl des "Heimkommens" zu haben!